altes Gemeindehaus
Früher gab es in den Landgemeinden keine Gemeindehäuser
Der Bau forderte vor 160 Jahren die Gemeinde stark heraus. Es wurden dringend Armenwohnungen benötigt. Deren zwei konnten errichtet werden. Interesse hatten aber acht verarmte Familien angemeldet. Armenhäuser waren damals auch in kleinen Gemeinden üblich, nicht aber spezielle Bauten für die allgemeinen Gemeindebedürfnisse. In der Regel wurde direkt im Dorfschulhaus noch ein Sitzungszimmer eingebaut, ein Archiv und eine Arrestzelle. Alle Verwaltungstätigkeiten wurden in Privathäusern ausgeübt und üblicherweise im Nebenamt. Wegen den schwierigen Platzverhältnissen auf dem Stöckli entschlossen sich die Wölflinswiler damals für ein eigenes Gemeindehaus mit zwei Armenwohnungen im Dorfkern. Die kleine, bäuerlich geprägte Gemeinde hatte an den Erstellungskosten lange zu nagen. Es ging Jahre bis alle Handwerkerrechnungen bezahlt werden konnten. Entsprechend wurde sparsam, ohne Schnickschnack und zweckmässig gebaut. Man musste sparen und sich auf das Nötigste beschränken.
Was nun weiter mit dem alten Haus?
Nutzer ist seit einiger Zeit der gemeinnützige Verein „Dorf plus“. Für Ausstellungen, Vorträge, Sitzungen, als Werkstatt und Begegnungsort ist das Haus in zentraler Lage im Dorf gut geeignet. Zudem spricht der Gebäude-Typus, ein klassisches Jurasteinhaus, für die Erhaltung. Der Ortskern hat in Wölflinswil den Rang eines Ortsbildes von nationaler Bedeutung (ISOS) und ist von Jurasteinhäusern geprägt. Aber wo sind da Einnahmen für Nutzung und Investitionen? Kulturträger sind wichtig, aber sie haben wenig oder kein Geld. Die Gemeinde als Eigentümerin hat bei einem Steuerfuss von 122% und bei vielen Pflichtaufgaben für diesen kulturellen Wunschbedarf verständlicherweise wenig Spielraum. Aufgrund längerer Abklärungen hat der Gemeinderat grünes Licht gegeben für eine sanfte Renovation im Erdgeschoss.
Sanfte Renovation und Sponsoring
Der Verein „Dorf plus“ hat sich verpflichtet mit Freiwilligenarbeit, Arbeitseinsätzen im „Gemeindewerklohn“ und mit Sponsoring mindestens zur Hälfte die Kosten mitzutragen. Für 2014 standen nun Fr. 25‘000 von der Gemeinde (Unterhaltsbudget) zur Verfügung und der Verein „ Dorf plus“ konnte bereits einen Beitrag in gleicher Höhe bereitstellen, dank dem Sponsoring der Fensterfabrik, HMK – Fenstertechnik in Aarau. Roland Ströbel, Frick als Mitglied der Geschäftsleitung, hat den Einbau von zwanzig neuen soliden Fenstern veranlasst. Wie nun die Abrechnung für die erste Etappe „Sanfte Sanierung“ zeigt, haben mehrere Gewerbebetriebe im Dorf zu sehr günstigen Konditionen gearbeitet oder die Forderungen massiv reduziert. In der vom Gemeinderat eingesetzten Kommission „Altes Gemeindehaus“ sind die Gemeinderatsmitglieder Gebi Maier und Renato Jehle vertreten, die zwei Baufachleute Hans Böller-Herzog sowie Franz Böller-Treier und vom Verein „Dorf plus“ Kurt Aerni und Peter Bircher. Die Kommission stellt heute mit dem Abschluss der ersten Etappe „Sanfte Sanierung“ fest, dass mit der Beschränkung auf das Nötigste im Erdgeschoss 120 m2 Ausstellungsfläche geschaffen werden konnte. Dank neuen Fenstern und einem Pelletsofen wird die Winternutzung besser als heute möglich sein und für den weiteren Ausbau des Gebäudes, z.B. Sanierung einer Wohnung im ersten Stock, wurden keine Präjudizien geschaffen. Man kann auf der sanften Tour stufenweise vorgehen und bereits im Rahmen der 4. Natur-und Kulturwoche wurde das Haus mit zwei Ausstellungen durch einheimische Kunstschaffende genutzt samt der Umgebung, welche eine besondere Ambiance bietet. Die WC-Anlage konnte vollständig saniert werden. Die alte Küche wurde so ausgeräumt, dass der ursprüngliche Charakter (Feuerungsanlage und Wasserstelle, Boden) erhalten blieb, aber auch dieser Raum für die neue Nutzung frei ist.
Dorfplatz 78
5063 Wölflinswil
Öffnungszeiten
Zugehörige Objekte
Name | |||
---|---|---|---|
Altes_Gemeindehaus_Sponsoren_15_5_14.pdf (PDF, 96.83 kB) | Download | 0 | Altes_Gemeindehaus_Sponsoren_15_5_14.pdf |